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Diagnose: Demenz

In Österreich sind laut eines Evidenzberichtes der Österreichischen Gesundheit GmbH 1,15 bis 1,27% der österreichischen Bevölkerung an Demenz erkrankt. 

Der Österreichische Demenzbericht 2014 (Höfler, Bengough, Winkler, & Griebler, 2015) geht nach aktuellen Schätzungen von einer Anzahl von 115.000 bis 130.000 Menschen in Österreich mit einer dementiellen Erkrankung aus. Im österreichischen Demenzbericht wird weiter ausgeführt, dass im stationären Setting bereits der größere Teil der Menschen eine dementielle Diagnose hat. In einer in Österreich durchgeführten Prävalenzstudie wurde gezeigt, dass 63,5% aller in Pflegeheimen aufgenommenen Menschen eine Demenzerkrankung haben (Höfler u. a., 2015). Dieses Wachstum machte eine Entwicklung bzw. Evaluierung verschiedener Betreuungs- und Pflegemodelle nötig. Diese unterschiedlichen Modelle werden in der wissenschaftlichen Begleitung der österreichischen Demenzstrategie von Pertl, Laschkolnig, & Stürzlinger (2016) aufgearbeitet und überprüft. 

Bedauerlicherweise wird diesen Veränderungsprozessen in Österreich noch nicht mit einer Veränderung der Personalbedarfsberechnung Folge geleistet. Weder in Langzeitpflegeeinrichtungen, die sich in integrativen Settings mit Menschen mit Demenz, in speziellen segretativen Settings oder in Institution, die sich ausschließlich auf die Betreuung von Menschen mit dementiellen Veränderungen spezialisiert haben, ändert sich die Personalbedarfsberechnung dahingehend, wie sie nötig wäre, um Menschen mit Demenz ständig beziehungsorientiert zu begleiten. Im österreichischen Demenzbericht (Höfler u. a., 2015) wird mehrfach darauf hingewiesen, dass zur Umsetzung eines Kulturwandels jedenfalls auch eine Evaluierung der Personalausstattung in Langzeitpflegeeinrichtungen unabdingbar ist. Quantitative Angaben im Sinne von „nurse to patient ratios“ fand Pertl auch in internationalen medizinischen Leitlinien, Empfehlungen und Konsensus-Dokumenten zur Demenz nicht (Pertl u. a., 2016). 

Pertl (Pertl u. a., 2016) spricht nach ihrer systematischen Darstellung der Personalsituation im europaweiten Vergleich davon, dass in den von ihr durchsuchten Dokumenten keine oder keine detaillierten Angaben zur adäquaten Personalausstattung in Bezug auf Pflege in Krankenanstalten und Pflegeheimen gemacht wurde. Die Notwendigkeit einer speziellen Ausbildung hinsichtlich dementiellen Veränderungen der zu betreuenden Menschen, der Pflegekräfte oder des Personals wird lediglich in manchen Dokumenten punktuell hervorgehoben. 

Klar zeigt jedoch Dupuis (Dupuis u. a., 2016) die Wichtigkeit der laufenden Bildung aller MitarbeiterInnen. Dies stellt sicher, dass jede/r MitarbeiterIn Strategien kennt, um den Anforderungen, die an ihn gestellt werden, gerecht zu werden. Bökberg (Bökberg u. a., 2014) zeigt in ihrer Untersuchung anhand „best practice“ Beispielen, wie eine Kette der Verbesserungen in der Betreuung für Menschen mit Demenz ausgelöst werden kann. In der qualitativ mittels Fokusgruppen durchgeführten Untersuchung wird deutlich, dass es in allen Stadien der Demenz wichtig ist, dass professionell Pflegende über die einzelne Person und die Diagnose Demenz Bescheid wissen. Wenn dieses theoretisch erworbene Wissen im praktischen Handeln umgesetzt wird, zeigt sich dies laut Bökberg in einem frühen Stadium der Demenz in reduzierten Krankenhausaufenthalten für die Person mit Demenz (Bökberg u. a., 2014). 

Weiter führt sie aus, dass auch im „end-of-life stage“ der Demenz ein hoher Ausbildungs- und Trainingsgrad dazu führt, dass Symptome und Verhalten der Menschen mit Demenz richtig interpretiert werden. Wenn professionell Pflegende jedoch nicht in der Lage sind, dies richtig zu interpretieren, werden die Bedürfnisse der Personen mit dementiellen Veränderungen im „end-of-life stage“ nicht erkannt und erfüllt.

Der Ausblick für unsere Zukunft wäre jener, anzuerkennen, dass es sehr viele gut ausgebildete Pflege- und Betreuungspersonen gibt, die auf den Startschuss der Institutionen warten. Dieser sollte ihnen signalisieren, dass es jetzt an der Zeit ist, den Menschen wieder in den Vordergrund zu rücken und nicht die Erkrankungen, die ein Mensch hat. Dies muss allerdings mit einer Anpassung der Personalbedarfsberechnung in Institutionen, die Menschen mit dementiellen Veränderungen betreuen, einhergehen. Dazu ist die Politik gleichermaßen wie die involvierten Personen, also Menschen mit dementiellen Veränderungen und deren Angehörige sowie die Menschen, die in der Betreuung und Pflege tätig sind, gefordert. Die Rolle der wissenschaftlichen Landschaft kann dabei sein, durch Untersuchungen und Erhebungen aufzuzeigen, wie diese Betreuungsformen und Konzepte wirken.

 

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